viel zu früh schon

wie höhlenmaler haben wir
unsere körper von innen verziert
den glanz der haut im mittelschwarz
vertriebener schatten gefunden

doch viel zu früh schon
erhebt sich der morgen
und dein speichel
der sich nachts immer
wieder frisch verliebt
bleibt schief angespartes
in unseren mundwinkeln

weltverloren

nun steht
die illusion
von leben
entrückt
im raum

als hätte sich die
unachtsamkeit aus
der nische geschält
und das puder vom
kostüm geklopft

i hope you don’t mind

„ich weiß, du hast gerade keinen blick dafür … und vielleicht geht es auch nur mir so … aber irgendwas mauvefarbenes schimmert hinter dem nachthimmel. keine ahnung, was das ist, aber es sieht aus, als würde ein kleiner junge unter einer dunkelblauen decke mit einer taschenlampe hantieren. keine sterne. nichts. aber das firmament scheint zu glühen, ganz sanft … wie die leicht geröteten wangen einer hübschen frau. das ist fast so, als könne man die gesamte endlichkeit des universums spüren, die hinter allem liegt und leise atmet …“

in luftscheuen falten verfangen

siehst du, wie die bäume allmählich ihren sommer verlieren? unsere stadt ist milch, ist honig. die sonne schwimmt und du hörst: ein krächzen. es hängt da – als laubloses verwirbeln.

ich sehe dich. wie du da sitzt: ein heimwenden, ein vogelfliehen. hingegossen vom wind. und deine langen haare, die über deine schultern wasserfallen.

das brausen in den ohren, das pochen in der lücke. gegen blau hilft kein schlaf. du weißt: hier ist kein tag. nur ein oktober, ein einsames zwillingskind – ohne post von gestern.

der herbst hat’s gefressen. schau dich um: anstand verwirrt, die straßenfäden bündeln sich. und die schatten klauben den lärm mit rostroten händen.

letzte blumen, im rücken ein stechen. die haltung: ein unbekannter ort. hier ist stein nicht stein. alles zerbricht, glas zerfällt. du nickst – und die erntekrätze liebkost die trümmer.

wie du verschwindest. ich kann es sehen. auflösung bis hin zum rockzipfel. du fällst in dein nicken, dein herz verpumpt sich. ein einsamer schluckauf – ohne rascheln, ohne finale rettungsskizze. kein klirren als das nichts aufschlägt. kein leerer hut, der zu boden fällt. nur eine unsichtbare lippenbewegung und ein kleiner riss im licht. ein leichtes husten, dann hat die luft dich verschluckt.

beat ohne melonen

goldener nebel vertanzt die träume,
das wasser zaudert & der rhythmus

bricht:

doch anstatt auszuholen, den tag zu
formen & das vakuum zu vermeiden,

streicheln wir die luft dicht, nehmen
die eiswürfel & kratzen den leichtsinn.

wir ziehen vorbei: am flow. ohne dem
saft der melonen – nur taub & dösig,

aber dafür mit freiem blut.

wir blinzeln kurz, als wir das vakuum verlassen

ein aufgebrauchter takt, ein schneller blick auf die wunde und dann eine stille, die sich zwischen unerreichten orten spannt. ihr gesicht ist ein leerer fleck. dunkel und müde. nur kann er das nicht sehen. weil er noch auf den einschlag wartet. mit gesenkten lidern und dem kopf zwischen zu engen wänden.

er hat sich an der trägheit des abends irgendwie die lippen aufgeschlagen. und jetzt knallt auch noch das pudrige licht seiner fragen in den raum. mit einer kraft, die ihr die müdigkeit aus den augen reißt.

weißt du denn: wie geduld schmeckt? welche farbe sehnsucht hat? wie lange zu lang ist? und ob man damit einmal um die erde kommt oder nur bis zur nächsten straßenecke? wie laut schlaflosigkeit ist? nach was vorfreude riecht? und mit welchem schwarz die nächte gestrichen sind? ob man gedanken berühren kann? und wie oft man das wort struktur buchstabieren muss, bis man es spürt? welches gewicht ein tiefes seufzen hat? wann sich fragen abnutzen? und woran?

verschiebung

hier tranken wir filme
& zerdachten ganze romane
mit rotweinflecken

nun verwehen die gardinen am fenster
allmählich die kirschbaumblüten

zwischenstufen

& irgendwo auch tapetenflüstern:

während du fällst & das ausschneiden
von satzfetzen verzweifelst

mit dem gewicht eines zarten
fuck you auf dem pelzigen

zungenschlagen, das

so weich & ohne anhäufung
von jener wohnlosigkeit

unter den dächern kapituliert
& bei jedem kopfschütteln:

den wahnsinn staubwirbelt;
blind & mit einem ausdruck

von nichts wie weg auf den
frostgeschwächten lidern

rückkehr

weil in engsten verhältnissen
raumgreifendes aufeinandertreffen
zeichen verweht
& weil in köpfen gedanken wie
scherenschnitte zu laub verfallen
während novembertage graugezogen
an ihr vorüberrauschen:

will sie geweckt werden;
will sie lavendeln & den kreis verlassen
& das helldunkel – das ihren blick entzweit –
verstecken, will goldfaul versinken,
die schritte zerteilen, will den zerfransten
fluglärm einsammeln, ihn sedieren
& die koffer – haushoch –
über etwas leeren,
das sich heimat schimpfen lässt.