cumulonimbus

kann man ein sommergewitter alleine genießen? nein. und zum glück muss ich das auch nicht. ich kann meine arme ausstrecken und dann, dann bist du da. dann kann ich mich an dir festhalten, meinen kopf auf deiner schulter ablegen und zusehen, wie die weiße sonne allmählich am milchigen himmel verschwindet. wie sich das leuchten in betongraues schweigen wandelt. wie irgendwann das wasser aus den wolken fällt und die stille bricht. wie die blitze in unregelmäßigen abständen das stete strömen zerteilen.

jetzt, hier am offenen fenster, ist keine zeit, sich für ein später zu entscheiden. oder über das plätschern hinweg zu viele worte zu verlieren. keine zeit für versprechungen oder alte ängste. das wichtigste sind nur die feste umarmung und das bedürfnis, nichts zu verpassen. wenn so ein wetter vorbeiläuft, dann ist das wie mit diesen sanduhrmomenten. solange der sand durch die schmale einschnürung des glaskolbens rieselt, gibt es weder ein gestern noch ein morgen.

und obwohl wir heute nicht im regen tanzen, weil das nasse ausatmen des schwülen nachmittags den abend in kälte taucht, kann ich sehen, dass auf deinem gesicht ein lächeln zwischen deinen mundwinkeln tanzt. und als der wind sich dreht und uns einen feinen sprühregen ins gesicht fegt, muss auch ich lächeln.