mädchen am fenster

nur ein langes t-shirt. enganliegend. ihre schlanken beine wie zusammengeschnürt. ein fuß leicht angewinkelt. du konntest nicht anders, als innezuhalten und sie dabei zu beobachten. wie sie am offenen fenster stand. und traurigkeit in die nacht rinnen ließ. mit unschlüssigen augen. die du gar nicht sehen konntest. weil sie mit dem rücken zu dir stand. du hättest so gerne die melancholie eingesammelt. sie irgendwo in der dunkelheit versteckt. doch das ging nicht. nur die wehmütigen perlen von den wangen küssen. an manchen abenden. aber nicht die welt retten. das überstieg deine möglichkeiten. das hast du gespürt in diesem moment. trotzdem bist du zu ihr gegangen. hast von hinten die arme um ihre taille gelegt. hast versucht, sie festzuhalten. um sie vor dem fallen zu bewahren.

sie hat sich leicht erschreckt. weil du dich lautlos angeschlichen hast. weil sie gedankenverloren war. weil sie immer an anderen orten war, wenn sie bei dir sein sollte. doch du hast das alles auf dich genommen. hast das mädchen am fenster beschützen wollen. das mädchen, das so einsam wirkte. du hast versucht, sie zum lachen zu bringen. weil jedes lächeln von ihr ein kleiner sonnenaufgang war. weil doch sonst nichts zählt. komm schon, das ist es doch, woran du glaubst. an das lächeln von meerjungfrauen, die aus den wellen steigen.

du konntest nicht anders. aber jetzt stehst du am fenster. und dein blick ist traurig. du hast immer noch dieses bild vor augen. das bild von dem mädchen am fenster.