eric clapton sucht seine gitarre, aber der blues hat sie aufgefressen

weißt du denn, was als nächstes kommt? nein, aber weil wir augen verschließen, glauben wir nicht mehr daran. wir rennen auseinander, zeitgleich und doch versetzt. irgendwie auch in gleiche richtungen. nur überholen können wir uns nicht. weil ich den worten hinterherrenne. und du vor ihnen wegrennst. weil die färbung der nacht violettblaue löcher verteilt. und an straßenecken monologe geführt werden. von flüchtlingen, die ihre feldlager inmitten der aufbruchstimmung errichten.

da hilft auch kein anhalten mehr. die geschwindigkeit hat uns den verstand aufgeweicht. langsam reden, gemeinsam laufen, den kopf zur seite drehen und den horizont mit wünschen verwöhnen – das nebelt sich in vergessen. wie das müdewerden mit kalten händen.

runde um runde. rennen. laufen. warten. und wieder rennen. on und off. sich unter der bettdecke verstecken. ohne gute-nacht-geschichten einen unterschlupf suchen. katzen beschwören. wach liegen. restlichter suchen. aufsammeln, was noch zerknüllt am boden liegt. die tür zusperren und die angst alleine lassen. mindestens eine armlänge von dir entfernt. das bauchgefühl in die arme nehmen. herzen verschränken.

aber du weinst. weil trophäen nicht verstaut werden wollen. und weil ich mich in dir vergraben habe. obwohl ich nicht wusste, was als nächstes kommt.

fassungsvermögen

begriffe sammeln, die sich nicht entzaubern lassen. in kartenhäuser schauen. denkmalpflege betreiben. und himmelblicken. möglicherweise flugzeugspuren verfolgen. den weißen schleppen aus sprühsahne beim verwehen zusehen. und dieses eine mal zu ende denken. auch wenn da stolperfallen warten. denn schweigen kostet den verstand. als würden wir songnamen tauschen. und doch immer wieder die gleichen lieder hören. sorgenfrei sieht irgendwie anders aus – sagst du. und lehnst dabei an der wand. vielleicht auch backsteine zählen. um wände aufzulösen. oder mauern errichten. zwischen denen jemand wohnt. egal wo. nur nicht hier. hier ist kein platz für uns. hier haben wir unser haltbarkeitsdatum überschritten.

warum denkst du ständig in metaphern? deine frage klebt irgendwo. zwischen unausgesprochenen satzhälften. oder hängt im raum. unvollendet, weil unbeantwortet. worte wie bruchstücke. buchstaben aus glas. zerknirscht und zerdacht. trotzdem eine antwort aus blei gießen. sich anstrengen. die stille aufbrechen. mit einem verstohlenen grinsen. aber der sonnenuntergang weist fehler auf. rosarote flicken verschieben die stimmung. von kaltschwarz hin zu freischwimmen ohne rettungsweste. und da oben, sieh nur. ist das nicht ein segelschiff, das die wolken partagiert?

die letzten seiten an die brust pressen. aufsteigen. zerfleddert. aber glücklich. ohne gepackte koffer reiseziele verschwenden. etappenweise zungen verknüpfen. einsteigen. aussteigen. sitzenbleiben. unsicherheiten zur neuen marschroute erklären. dann alles ablegen und noch einmal springen. ohne seil. denn im fallen werden helden geboren. das aufschlagen verschieben wir auf morgen.

kein liebesbrief

die vögel fliegen heute tiefer über der stadt. vielleicht spüren sie, dass etwas nicht stimmt. vielleicht waren auch sie es, die das azurblaue meer geteilt und einen dunkelgrauen schleier am himmel verteilt haben. vielleicht ist es der richtige abend für einen brief, den ich nie abschicken werde. aber trotzdem schreiben muss.

denn etwas sticht. spürst du es auch? es windet sich wie ein aal. es fragt. es schweigt. es ruft. ist lautlos. und sticht. mal in der magengrube. mal tief im herzen. es ist etwas, das andenken bewahren will. das sich jeden morgen wiederbelebt. das sich nicht wegspülen lässt. ich muss es frei lassen. damit es sich nicht länger an mir festhält. so wie du dich viel zu lange an mir festgehalten hast. obwohl ich dich davor gewarnt habe, gefährdet zu sein. aber deine bisse gingen tief. für sie habe ich mein bestes lächeln aufgesetzt.

ich habe versucht, einen kreis um uns zu ziehen. einen kreis aus zuversicht und lebensleichter sorglosigkeit. um dir einen ort zu formen, an dem du zu hause sein kannst. ein ort, an dem du geborgen bist. an dem der duft frischer blumen auf dich wartet. ich habe versucht, ein gegenpol zu der ungewissheit in deinem leben zu sein. ich wollte dir zeigen, dass dich erst deine fehler und verrücktheiten zu der frau machen, die ich mit einem grinsen auf den lippen vermisst habe, wenn sie auf reisen war. deren mut mich mit stolz erfüllt. und deren schwächen sie nicht angreifbar, sondern nur noch wertvoller machen. der ich zutraue, diese welt mit einem wimpernschlag untergehen zu lassen. und mit nur einem lächeln die trümmer wieder hinfortzufegen. du bist eine frau, die es nicht nötig hat, sich unter wert zu verkaufen. du bist großartig. so wie du bist. ohne abstriche. ich weiß, wovon ich schreibe. ich durfte für einen kurzen augenblick auf deiner seele spazieren.

aber bei herzensangelegenheiten ist überzeugungsarbeit vergebene liebesmüh. ich habe gegen verschlossene türen geklopft. und dabei alle warnschilder außer acht gelassen. weil ich auf der suche nach einem schlupfloch war. weil ich händeringend zwecklose worte wie einen roten teppich auslegen wollte, auf dem der tanz durch einen warmen sommerregen möglich schien. und bin damit schlussendlich doch nur im selbstbetrug baden gegangen. dem alltagsmärchen, das ich mir für uns ausgedacht habe, überlässt du einen letzten seufzer. wahrheiten, das sind die dinge, die man sich nicht ausdenken kann. unsere hast du irgendwo zwischen den zeilen aufgesammelt. während ich noch über dem schriftwerk hing.

mein herzschlag hat unsere schritte überholt. noch immer presse ich meine hände auf die ohren, um den nachhall des abschieds nicht hören zu müssen. in schlaflosen nächten denke ich daran, wie gerne ich neben dir wach lag. weil ich dir dann beim schlafen zusehen konnte. weil die zufriedenheit in deinem blick jede einzelne stunde zu dickflüssigem sirup werden ließ, an dem ich mich mit freude betrunken habe. vielleicht zu sehr. vielleicht zu oft. vielleicht habe ich mich deswegen in dir verlaufen.

manchmal kommt man an einen punkt, an dem man merkt, dass nichts mehr an seiner gewohnten stelle ist. man sitzt immer noch am tisch. obwohl der andere längst aufgestanden ist. und im raum der nachgeschmack von teenagerküssen noch an den wänden haftet. man wartet darauf, das vertraute gesicht am fenster zu sehen. bereit für einen bummel durch die stadt. aber das warten ist vergebens. und diese stadt ist auch nicht mehr die gleiche. ihre farben sind verblasst. das sonnenlicht hat ihren glanz ausgewaschen. und nun schleppt sie sich grau meliert durch die leeren tage. hier und da sind noch ein paar abdrücke von uns im straßenpflaster. doch auch sie verwelken allmählich unter dem trampeln der fußgänger. löwen fressen herzen auf – dieser satz hängt noch an mir. dennoch, ich stehe auf und ziehe weiter. von einer tür zur nächsten. mit nichts als erinnerungen in den taschen.

you’re such a beautiful freak
i wish there were more just like you
you’re not like all of the others

mixed tape

prolog

dezemberstille. weil wir freiheit lieben: longdrinks & luft holen,
ohne punkt & komma weltmeere zusammenschnüren. mühelos.

I

himmel so blauschnee, stadtinnerliche unruhe, morgenköpfe
erwachen im hinterzimmer: kannst du nicht einfach still sein
& nur gut aussehen!?
nein. i’m not one of those who can easily
hide …
teepausen verzögern atmungsschnittstellen. nahtlos.

– denkpause –

II

machen einen brückenaufschlag: kleine gesten. warum machst
du das? du weißt doch, dass es traurig enden wird …
weil ich für
eine flüchtige zeitspanne auf leichtfüßigen fallen balancieren will.
mit kratzspuren am rücken & deinem blick in der hand. come here,
stay with me.
klangzartes seufzen, wenige gehminuten am strand.

– denkpause –

III

tonspurknistern nach der elegie vom kissenschmachten: there i
just said it, i’m scared you’ll forget about me.
angstaufbrauchen,
unverschämt zu dieser jahreszeit. zuckerfänger haben aufgehört:
wohin gehen träume, um zu sterben? in kleinstadtclubs, herzen
aufweichen, katzenlieder singen. und dann: marmeladengläser
regnen herab, die nacht zerläuft – himbeertropfen zum finale.

– entzwei gedacht –

epilog

lächeln fällt frühlingsschwer, weil vom mai entzaubert: ein kilo-
meterweites aushauchen. über textzeilen gekipptes schweigen.