liebesleid

die stadt drängt leise
lieder in die wachträumerei.

kopfgestalten mit schluchzenden schritten
vergießen fußabdrücke,
gewitterschwere fäulnis dampft versunken
aus den abflussdeckeln,
von balkonen schlagen schatten kerben
in die stundenfolgerei,
am straßenrand kläfft ein hund sonnenstich
in schwülen tageslauf,
auf dem asphalt erblühen schwitzbläschen
voll trägem hurenglitzern,
schweres gähnen flaniert mit lungenflügeln
durch das fade einerlei,
in deinem schoß lustwandeln sonnenrosen
und verklingen in dir.

die stadt singt sich müde,
dunkler stein bleicht ihr licht,
das glück der verengung,
verschlossen in einem wort:

hier

bauwaise

kleine, du blütenkelch des neubaublocks:
an deinen mauern unverhüllte fangfarben
& in deinen laternen lichterfrohes herz/flimmern.
an deinem rücksprung überweißer flieder
& in deinem lachen blindes steinsplitter/nacktsein.

kleine, du schlägst rostige falten in die zeit,
ein wimmern in deinem bauchnabel erhellt:
puls & schenkel mit korrodierter leuchtzeichen/kette.
ein bangen an deinen steinlenden entfacht:
blankes & verkrümmtes gähnen nachthimmel/wärts.

kleine, im ganzen bist du fehl am platz,
du kreuzgeschwächtes baugeschöpf:
von angerauhten hirnhautfetzen fortgespült
an einen traumverschrammten ziegelstrand.

zufluchts/staub

ich tauch in dir auf:
am rand deiner stimme,
ein wehen verfängt –
und schatten, sie fegen:
ein zittern auf straßen;
das neon erlischt –
im seichten verdruss,
weil sich dein nebel-
haariger schopf:
über mich beugt,
während der regen:
in händen verrinnt,
und ich ganz berauscht,
den zufluchts/staub –
mit knirschenden augen:
hinuntersehe.

vom sträuben träumen

die alte wündin, sie bellt und
gräbt die narben wieder auf.
sie schmecken so sauer, die
erinnerungskrüppel im maul.

der katze ihr schwarz, wohl
fällt es taubengrau vom fell.
sie gähnt nach der jugend,
die versalzen ihr rückgrat bricht.

der nackte vogel, er schlägt
mit unverhüllten flügeltüren.
sein flug kippt unvergessen
stolze luft auf katze und wündin.

und irgendwo ein blindes kind, das
sein sträuben am himmel versenkt.

sehnsuchtssilhouetten

dein schöner gang! enttäuscht
ein flammen entlang der konturen.
und ein loses schwingen bewacht
noch: den einstigen trugverschluß.

dein züngeln verschwappt mit
speichelndem brausen: im nichts.
mit liebeswelker bitterkeit gefüllt:
ein ausgebranntes schattenspiel.

dein auseinander stachelt wirrung!
in mein hier und jetzt: ich misch und
masch dem durcheinander voller
trotz: du! beführ und verrühr mich.

wehmut

was mir endzündlich winkt,
ist lichterschweres ducken.
es blendet aus den wellen
klingelscherze in mein herz.

was mir ein trallala verbürgt,
ist rosaroter ungleichstrom.
er verliert sich vorsichtslos
in schlichtem normgegrau.

entfesselt will die lethargie
ihr gleichgesicht aufstecken.
und ihren spitzen trauerrand
auf zeitvernutzung brechen.

soll das den tag verbrennen?
ihm weißes feuerplatzen durch
gewalktes rückrat schwemmen?

ich sauf ihn aus, den eisgekühlten frühlingsduft.
zu denken geben mir dabei die gaumenklänge,
wie sie blütenkackend meine zunge streifen …

wiegenlied

da prahlt er feixend über dir – der fette mond!
mit vollem schmatzen tilgt er häuserdächer
und nagt verkrümmt an deinem kalten schlaf.

ich möcht ihn schlingen – den adipösen kreis!
mit rohem hunger löcher in den himmel beißen
und die zähne in den feisten ruhestörer treiben.

für deinen schlummer – ein zigeunerwiegenlied!
mit sternenresten zwischen zähnen sing ich’s dir
und streue zucker in die wachgespeisten augen.

ich nehm dir nun – die aufgetaute regsamkeit!
mit leisem fingerspiel die müde haut umwehen
und dich vor nimmersattem nichtschlaf schützen.

umgestürzte träume

ein geäst von ewigliedern:
schrieb ich dir auf deinen bauch.
ich wolkte kieselfeine lieder:
mundgerecht auf deinen hals.

am leeren klang getäuschtes:
so tonlos blieb es ohrersäufend.

schiefumspannte weite naschte:
an dem angstgefüllten überrest.
wo nebel weilte: auf lippenweicher haut:
fing ein fürchterlicht den taumel lautlos auf.

glaslaune: lass mich nicht: wenn lebenskalte müh
mich tagesmüd verzerrt: in saurer milch ersaufen.
nach all dem zaudern weilt in jeder aufgeweichten
nacht: ein lustgeschwitzter stimmenrest in meinem bett.

heb auf: die umgestürzten träume, zerreib:
die fetzen! ich: strick aus sehnsucht flügel!
und warte bis ein ungebrauchter morgen:
dich und mich mit sonnenfackeln weckt.